Xylit
Xylit ist ein Zuckeraustauschstoff, der erst seit einigen Jahren richtig bekannt ist, obwohl Xylit schon erstmals um 1890 von dem Nobelpreisträger Emil Fischer zusammen mit dessen Doktoranden Rudolf Stahel aus Buchenholzspäne isoliert wurde. 1891 wurde diese Entdeckung veröffentlicht. ¹
Da Xylit ebenso wie Sorbit(ol) zu den Zuckeralkoholen zählt, wird es auch Xylitol genannt. Als Lebensmittelzusatzstoff wird es auch mit der Bezeichnung E 967 als Ersatz für normalen Zucker verwendet.
Neben Sorbitol befindet sich Xylitol als natürlicher Zuckeralkohol, in geringen Mengen von weniger als einem Prozent, in vielen Gemüsesorten (z. B. Blumenkohl) und Früchten (z. B. Pflaumen, Erdbeeren und Himbeeren). Außerdem kommt Xylit in der Rinde einiger Holzarten vor, so beispielsweise in Buche und Birke.
Fälschlicherweise wird Xylit auch oft als Birkenzucker bezeichnet, obwohl in Birkenholz gar nicht so viel Xylit enthalten ist. Xylit wird entweder zu 95 Prozent aus Buchenholz in Finnland gewonnen, oder in China und anderen Ländern aus Mais. Es wird zwar behauptet, dass dafür kein Genmais verwendet wird, ich empfehle allerdings lieber Xylit aus Finnland zu nutzen.
Xylit wird als Zwischenprodukt während des Kohlenhydratabbaus auch im menschlichen Körper produziert. Im Vergleich zu normalem Haushaltszucker und anderen Zuckeraustauschstoffen ist Xylit relativ teuer.
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Xylit kann 1:1 wie normaler Zucker (Saccharose) verwendet werden und hat dabei 40 Prozent weniger Kalorien als Zucker. Da der Stoffwechselweg im menschlichen Körper insulinunabhängig abläuft, wird der Blutzucker- und Insulinspiegel nicht beeinflusst, was Xylit zum idealen Süßstoff für Diabetiker macht.
Xylit ist hitzebeständig und karamellisiert erst, wenn es mehrere Minuten über 200 Grad Celsius erhitz wird. Xylit ist ein Molekül, das viel Wasser an sich zu binden vermag. Es wird im Dünndarm nur passiv, also langsam und unvollständig resorbiert.
Bei regelmäßiger Einnahme kann die Resorptionsrate im Dünndarm durch Enzyminduktion erhöht werden. Da Xylit bei Überdosierung eine abführende Wirkung hat, sollte nicht mehr als 0,5 Gramm Xylit pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag eingenommen werden. In Studien wurden – nach einer 3 bis 4 wöchigen Angewöhnungsphase – auch bis zu 200 Gramm täglich problemlos vertragen.
Xylit ist gut für Zähne und Zahnfleisch
Bereits Anfang der 1970er Jahre wurden die Kariesreduzierenden Eigenschaften von Xylit entdeckt. Regelmäßig angewendet, ist die Wirkung von Xylit gleich vierfach positiv. Beim Auflösen im Mund wird die Speichelbildung gefördert. Der Speichel enthält viel Calciumphosphat, das für die Bildung und Härtung des Zahnschmelzes wichtig ist.
Speichel in Verbindung mit Xylit fördert die Mineralieneinlagerung im Zahnschmelz.
Außerdem verdünnt der Speichel im Mundraum vorhandene Säuren, erhöht so den pH-Wert und schützt damit die Zähne, denn niedrige pH-Werte sind für die Karies verursachenden Bakterien unerlässlich, um sich an die Zähne zu heften.
Nur im sauren Milieu (pH 4 – 5) verklumpen Karies-Bakterien, heften sich an die Zähne und bilden dort schädliches Plaque. Keine Plaque = kein Karies. Die Anwesenheit von Xylit verhindert, dass die Bakterien Zucker und andere für sie verwertbare Kohlenhydrate zu zahnschädlicher Milchsäure verstoffwechseln können.
Bei regelmäßiger Anwendung verändert sich die Mundflora: Xylit begünstigt eine Streptokokken-Population mit erheblich verminderter kariogener Potenz.
Xylit tötet keine Bakterien – es verhindert nur ihr schädliches Werk
Als optimale Xylitmenge wurden in den finnischen Studien 9-12 Gramm pro Tag – aufgeteilt in mehreren Portionen – ermittelt. Dies kann mittels Kaugummi, Lutschpastillen oder Xylitpulver erfolgen.
Zucker fördert Karies und Parodontitis
Nur circa ein Prozent der Erwachsenen in Deutschland ist kariesfrei. Karies entsteht, wenn Zähne durch bakteriell erzeugte Säure angegriffen sind. Die Bakterien, eine besondere Art von Streptokokken, erzeugen die Säure bei der Verstoffwechselung von Kohlenhydraten wie zum Beispiel Zucker oder Stärke.
Schon ungefähr fünf Minuten nach dem Essen ist dabei das Maximum erreicht. Die Bakterien benötigen ein saures Milieu (pH 4 – 5,5), um sich an die Zähne anzuheften. Dort erst können sie ihre volle schädliche Wirkung entfalten.
Eine Parodontitis entsteht, wenn Bakterien sich an den Zahnhälsen ansammeln und eine sogenannte Plaque bilden. Dabei sondern sie Stoffe ab, die zu Zahnfleischentzündungen führen. Im fortgeschrittenen Stadium führt eine Parodontitis zum Abbau von Zahnfleisch und Knochen.
Kariesprophylaxe mit Xylit
Wie bei allen vermeidbaren Erkrankungen ist das beste Mittel gegen Karies und Parodontitis eine gute Prophylaxe. Neben der regelmäßigen Zahnpflege mit Zahnbürste spielt die Nahrung eine maßgebliche Rolle: Wer sich zuckerarm und vollwertig ernährt, braucht sich vor Karies kaum zu fürchten – besonders bei regelmäßiger Anwendung von Xylit.
Die Mischung spülen Sie 1 bis 2 hin und her. Die Karies verursachenden Bakterien bekämpfen Sie damit aber nicht direkt, Xylit ist kein Antibiotikum. Aber die im Mund lebenden Bakterien, die normalerweise aus Zucker zahnschädliche Milchsäure erzeugen, werden in Anwesenheit von Xylit an ihrer „Arbeit“ gehindert.
Außerdem wird durch die Erhöhung des pH-Werts verhindert, dass die Bakterien verklumpen und sich an die Zähne anheften. Dies tun sie nämlich erst ab einem pH-Wert unter 5,5. Bei regelmäßiger Anwendung können sich die Bakterien auf Xylit einstellen und es ebenfalls verstoffwechseln. Dabei entstehen aber keine zahnschädlichen Stoffe.
Der spürbarste Effekt des Xylit-Spülens ist die Glättung der Zahnoberfläche über deren Remineralisierung mittels des im Speichel enthaltenen Calciumphosphats. Die Glättung der Zahnflächen wird mit jeder Spülung verbessert. Dadurch haben es Bakterien auch immer schwerer, sich am Zahn anzuheften.
Zahlreiche Studien legen nahe, dass regelmäßige Spülungen (bzw. Kaugummis/Bonbons) mit Xylit die wirksamste bekannte Kariesprophylaxe sind. Daher sollten sie ein fester Bestandteil der Zahnpflege sein. Wenn Sie Zahnfleischprobleme haben, benötigen Sie zusätzliche Maßnahmen (lokale Antibiotika-Behandlung). Xylit ergänzt Ihre normale Zahnpflege, es ist kein Ersatz dafür!
Tiermedizinische Bedeutung
Xylit hat bei einigen Tierarten (Hunde, Rinder, Ziegen, Kaninchen) einen stark Insulin-ausschüttenden Effekt, der zu einem lebensbedrohlichen Abfall des Blutzuckerspiegels (Hypoglykämie) führen kann.
Bei Hunden wurden zudem schwere Leberschädigungen bis zum Leberversagen und Gerinnungsstörungen beobachtet. Bereits eine Dosis von 0,1 g pro kg Körpermaße wirkt für das Tier toxisch, eine letale Dosis wird ab ca. 3-4 g Xylit pro kg Körpergewicht erreicht.
Der Verzehr einer Tüte xylithaltiger Bonbons kann selbst für einen großen Hund tödlich sein, wenn das Tier nicht schnellstmöglich intensivmedizinisch betreut wird. ²,³
Produkte die Xylit enthalten sind für Katzen grundsätzlich unbedenklich.4 In einer Studie an Katzen wurde die positive Wirkung von Xylit für deren Mundhygiene nachgewiesen. Wird Katzen mit Xylit angereichertes Wasser gegeben vermindert dies signifikant Zahnstein und Plaque.5
Quellen:
Wikipedia
¹ (E. Fischer, R. Stahel: Zur Kenntnis der Xylose. In: Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft. Band 24, Nummer 1, 1891, S. 528–539; doi:10.1002/cber.189102401100.)
² E. K. Dunayer, S. M. Gwaltney-Brant: Acute hepatic failure and coagulopathy associated with xylitol ingestion in eight dogs. In: Journal of the American Veterinary Medical Association. Band 229, Nummer 7, Oktober 2006, S. 1113–1117, ISSN 0003-1488. doi:10.2460/javma.229.7.1113. PMID 17014359.
³ Xylitol im Hund und Kleintier.
4 M. E. Peterson: Xylitol. In: Topics in companion animal medicine. 28(1), (2013), S. 18–20. „Xylitol containing products are safe for cats, and it has been proposed to add it to daily water to prevent feline dental disease […]“
5 D. E. Clarke: Drinking Water Additive Decreases Plaque and Calculus. In: J’Vet Dent. 23(2), (2006), S. 79–82.
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