Der Tod und der Gelehrte (Angst oder Vertrauen?)
Ein Gelehrter kam eines Tages auf einer seiner ausgedehnten Reisen an eine Stadt. Es war noch zu jenen Tagen, als es noch keine Verkehrsmittel wie heutzutage gab und vieles zu Fuß bewältigt werden musste. Wie er nun ganz ermüdet sich an der Stadtmauer entlang schleppte, gewahrte er den Tod, der im Schatten an der Stadtmauer lehnte. Zunächst traute er seinen Augen nicht, aber dann überwand er seine Furcht, ging zu ihm und sprach:
„Was suchst Du hier?“ Der Tod schaute ihn freundlich an und sprach mit ruhiger Stimme: „Ich werde jetzt gleich in die Stadt hinein gehen und mir hundert Menschen holen.“ Als der Gelehrte das hörte, wurde er ganz aufgeregt, sprang gehetzt auf und lief völlig hysterisch in die Stadt hinein und schrie unaufhörlich: „Der Tod ist auf dem Weg hier in die Stadt und will sich hundert Menschen holen!“
Die Menschen dort bekamen es mit der Angst zu tun, schlossen sich in ihre Häuser ein und trafen auch sonst vielerlei unsinnige Vorkehrungen, wie sie dem Tod entkommen konnten. Doch wenn die Zeit gekommen ist, kann niemand dem Tod entrinnen. So verging die Zeit und als der Gelehrte die Stadt wieder verließ, traf er wieder den Tod, der an der Stadtmauer stand. Wütend auf den Tod lief er geschwind zu ihm hin und rief ganz entrüstet:
„Du erbärmlicher Lügner! Du hast mir erzählt, Du wolltest 100 Menschen holen und jetzt sind mehr als 5000 tot.“ Da erhob sich der Tod ganz gemächlich, schaute den Gelehrten ernst an und sprach: „Ich habe mir nach Plan 100 Menschen geholt: Alte, Schwache und Kranke. Die anderen hat die ANGST getötet und die hast Du in der Stadt verbreitet.“
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(UrheberIn dieses Motivs unbekannt. Neu geschrieben und bearbeitet von Karlheinz Schudt (vielen Dank für die freundliche Genehmigung) http://www.maerchenhaft.net)
Wer nun diesen nachfolgenden Artikel vom BR24 liest, der könnte hier evtl. Zusammenhänge feststellen! (Der Artikel wurde inzwischen natürlich überarbeitet und ist inzwischen etwas harmloser...)
„Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen.“
Immanuel Kant
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